Von Tantramassagen haben die meisten Paare schon gehört oder gelesen – aber nur die wenigsten haben sich schon eine gegönnt. Dabei lohnt es sich, wie wir meinen. Die Augenweide-Reporterin Lina Luda kennt sich bestens aus und erklärt, warum gerade Paare ihre sinnlichen Möglichkeiten mit einer professionellen Tantramassage erweitern können.
Irgendwie ist es ja käufliche Lust – aber es fühlt sich an wie eine seltene Kunst, die tief im Herzen berühren kann. Und seit wann gibt´s Kunst umsonst? Also, käuflich oder nicht: Diese Form von öffentlich feilgebotener Berührungskunst bietet Möglichkeiten, die wir sonst so nicht haben: So können wir bei einer Tantramassage beide gleichzeitig nehmen, ohne uns über das Geben Gedanken zu machen und ohne uns mit einem anderen Paar im Geben und Nehmen zu verstricken. Schließlich ist der Ausgleich vorher geklärt: Paarmassagen gibt es in den seriösen Instituten für etwa 280 Euro bei 1,5 Stunden. Und dieser klare Rahmen ist schon vorab ungeheuer entspannend.
Von sanft-berührend bis orgiastisch-geil
Wir haben schon einige Tantramassagen genossen und können aus der Praxis sagen: Es ist geil. Berührend. Besonders. Manchmal weniger, manchmal mehr – das kommt auf die Menschen an, die bei dieser Massage aufeinandertreffen. Wenn es energetisch richtig gut passt, baut sich derartig viel erotische Energie zwischen Gast und Masseurin auf, dass es sogar laut und orgiastisch werden kann. Oder ganz leise und sehr intensiv. Viele Swingerpaare, die schon alles ausprobiert haben, geraten ins Staunen und Schwärmen, wenn sie ihre erste Tantramassage erleben. Eine Tantramassage ist viel mehr als Sex, sie berührt das Herz und bringt einen wieder in Kontakt mit den eigenen tiefsten Empfindungen – was beim sportlichen Club-Poppen manchmal auf der Strecke bleibt.
Ob ihr den Reiz der Unbekannten bevorzugt oder eure Massagepartnerin selbst wählen wollt, ist Geschmackssache. Bei den großen Instituten funktioniert die Buchung nach dem Prinzip „Überraschen lassen“, bei einzelnen Anbieterinnen weiß man anhand der Webseite und einem telefonischen Vorgespräch schon ungefähr, wer einem die Tür öffnen wird.
Ein gekonntes Spiel mit erotischer Energie
Zu Beginn gibt es meistens ein kleines Ritual im Stehen, bei dem alle durch bewusstes Atmen und eine kleine Körpermeditation im Hier und Jetzt ankommen. Dann legt man sich auf die Massagebank oder die Bodenmatte und die Masseurin beginnt mit sanften Impulsen wie Streichungen, Federn und Fellen. Sanfte Musik untermalt die Entspannung, lange Massagestriche mit viel Öl beruhigen und wecken Sinnlichkeit. Die Massage selbst wechselt dynamischere mit ruhigeren Sequenzen ab und regt durch unterschiedlichste Impulse alle Sinne an. Man wird gestreichelt, massiert, gehalten, beduftet und mit liebevollen Blicken berührt. Man atmet durch, man gibt sich hin. In der letzten Viertel- oder halben Stunde setzt sich die Masseurin zwischen die Beine und beginnt, die Intimzone (bei der Frau: Yoni, beim Mann: Lingam) sanft und sehr gekonnt mit Gleitgel und einer Vielzahl verschiedener Berührungen zu stimulieren. Hierbei baut sie immer wieder Lust auf und streicht sie beruhigend aus, sodass sich am Schluss ein hohes Level an purer Lust gesammelt hat und entlädt. Oder sanft abebbt – je nachdem, wie sich die Massage entwickelt hat. Das hat schon sehr viel von sexueller Meisterschaft, wenn die Masseurin gekonnt mit Energie spielt.
Erotikmassage mit Orgasmusgarantie?
Eine Orgasmusgarantie gibt es bei einer Tantramassage nicht. Sie soll einen Raum öffnen für alles, was in einem ist und gesehen werden möchte. Und manchmal heißt das, die Intimmassage jenseits von Aktionismus ganz andächtig und still zu genießen. In den Beschreibungen zur Tantramassage findet man oft das Wort „absichtslos“ – nach meiner Erfahrung kann absichtslos aber den Charakter von unstrukturiert haben. Wenn die Masseurin zu zögerlich mit meiner Lust umgeht, empfinde ich das als unsicher. Es ist im Gegenteil absolut genial zu erleben, wie eine Masseurin, die führen kann und führen will, in vollster Absicht Lust aufbaut, entspannt, weiter aufbaut, wieder entspannt und wieder aufbaut … so lange, bis man sich willenlos der finalen Energieeruption hingibt.
Getrennte Räume oder gemeinsam in einem
Die meisten Institute bieten für Paare zwei Möglichkeiten an: Entweder man bucht den Termin in zwei Räumen mit zwei Masseurinnen, was den Vorteil hat, dass die Massage wirklich nur zum Vergnügen der jeweiligen Person gestaltet werden kann. Es sind keine der typischen Paar-Kompromisse nötig: Sie muss nicht mehr Lust vortäuschen, als sie hat, weil er es so gut gemeint hat mit dem Massagegeschenk, und er darf so schnell kommen, wie er will, ohne auf sie warten zu müssen. Oder umgekehrt. Dieses Setting bietet sich deshalb auch für Paare an, bei denen vielleicht ein sexuelles Ungleichgewicht schwelt, so kann jeder erst mal (wieder) Zugang zu seiner eigenen Sexualität finden, um aus diesem Erlebnis heraus wieder in Kontakt mit dem Partner zu gehen. Außerdem haben Frauen und Männer oft sehr unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse, was Tempo, Intensität und den Bezug zur Spiritualität angeht – wenn man hier in Richtung Selbsterfahrung gehen möchte, spricht das auch für getrennte Räume. Durch den Gedanken, dass der andere im Zimmer nebenan das Gleiche erlebt, ist es trotzdem für das Paar sehr verbindend.
Die andere Möglichkeit ist die Massage in einem Raum: zwei Masseurinnen (oder ein Masseur und eine Masseurin) und das Paar. Hier kann die Gruppenkonstellation zu einer sehr schönen Stimmung führen, wenn alle gut harmonieren – auch die Masseurinnen untereinander.
Massieren auch Männer?
In den meisten Instituten arbeiten überwiegend Frauen, auf Anfrage kann man aber meistens einen Tantramasseur dazubuchen. Mit einem Mann ist die Energie natürlich optimal verteilt: zweimal Yang, zweimal Ying. Das kann man in der Konstellation als F+M und F+M oder F+F und M+M probieren. Für F+F und F+M hingegen spricht, dass viele Frauen gerne von einer anderen Frau berührt werden möchten und Männer keine Konkurrenz fürchten müssen.
Solo unterwegs auf tantrischen Pfaden
Dass der Partner nicht alles erfüllen kann, was man sich wünscht, ist normal und gerade wir AWler haben dafür ja kreative Lösungen entwickelt, auch in einer Partnerschaft möglichst viel von unseren sexuellen Fantasien auszuleben. Wenn der eine Partner gönnen kann, ist es schön, den anderen solo losziehen zu lassen, um sich bei einer Tantramassage etwas zu holen und nicht bei jemand anderem. Besonders Frauen genießen die meist so noch nicht gekannte Zärtlichkeit und die lange Zeit, die ihrer Lust – und nur ihrer – in der Tantramassage gewidmet wird. Viele entdecken dabei eine besonders sanfte Seite ihrer Sexualität (siehe auch www.yoni-massage.info ), die im Kontakt mit dem Mann nicht so leicht zur Entfaltung kommt, und bringen diese als Impuls von der externen Session mit nach Hause.
Und was hat das mit Tantra zu tun?
Faktisch haben diese heutigen Tantramassagen mit Tantra, einer jahrtausendealten Lebensphilosophie, nur noch wenig zu tun. Sie wurden in Deutschland Ende der 80er/Anfang der 90er durch erste Anbieter aus der tantrischen Selbsterfahrungsszene in München, Berlin und Köln eingeführt. Der Teil der Intimmassagen geht auf den Amerikaner Joseph Kramer und die Porno-Künstlerin Annie Sprinkle zurück, der Rest der Massage ist eine Komposition mit Einflüssen aus dem Ayurveda und anderen Massagen, taoistischer Energiearbeit und verschiedenen Methoden der Körperarbeit. Shiva und Shakti kamen als tantrische Gottheiten ins Spiel, um auszudrücken, welcher Haltung sich die Masseurinnen verpflichtet fühlen: Sie lassen den Gästen ein Verehrungsritual angedeihen – und das fühlt man. Der Körper ist der Tempel der Seele. Wie sehr ihr euch bei einer Tantramassage als Person geehrt, spirituell berührt oder einfach nur geil massiert fühlt, solltet ihr ungeachtet aller Philosophien am besten einfach selbst ausprobieren.
Preise: bei 1,5 Stunden ab 140 Euro pro Person, 280 Euro pro Paar
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